Kuhberger Kids sammeln Müll an der Kiesgrube
Kiesgruben erfreuen sich bei sommerlichen Temperaturen einer großer Beliebtheit. Die verlockende Gelegenheit zur Abkühlung zieht allerdings einen Rattenschwanz mit sich, wenn die ganze Sache ausartet.
Die Ortschaft Zernitz, zu der auch der kleine Ort Kuhberge gehört, hat solch ein Wasserloch direkt vor der Haustür. Zwar grenzt die Kiesgrube direkt an die Ortschaft an, jedoch ist der Eigentümer in Osnabrück und damit ist die ganze Sache mit Ferne belastet.
Partys, Quadfahrer sowie Motocrossfahrer und Badegäste sorgen dafür, dass aus dem schönen Fleck Natur eine mit Müll verwüstete Landschaft entsteht. Auf dem Gelände befinden sich unzählige Brutplätze, vielerlei geschützte Tierarten leben dort. Der Lärm durch die Quadfahrer belästigt nicht nur die Einwohner, sondern auch zahlreiche Vögel, wie Uferschwalben und Rebhühner. Uferschwalben sind mit Ausnahme von Polen und Ungarn in allen Roten Listen Mitteleuropas verzeichnet. Das Rebhuhn ist vielerorts lokal ausgestorben.
Die Quadfahrer und Partygäste haben keine Genehmigung. Ortsansässige Jäger kritisierten bereits mehrfach bei der Ortsbürgermeisterin die Lärmbelästigung für die dort lebende Fauna. Auch die Einwohner sind genervt, so kommt es nicht selten vor, dass der Abend nach der Party mit einer „wilden Sause“ durch das Dorf beendet wird. Nach der Kontaktaufnahme mit dem Eigentümer mit der dringenden Bitte sich für den Artenschutz einzusetzen, wird es nun vermehrt Kontrollen geben. Bei dem Grundstück handelt es sich nicht um ein öffentliches Gelände, sondern um ein Privatgrundstück. Besucher der Kiesgrube begehen damit Hausfriedensbruch. Der Eigentümer zäunte das Grundstück ein, jedoch war der Zaun nach drei Wochen an mehreren Stellen platt gefahren. Das erlaube jedoch nicht, dass das Grundstück nun allen zur Verfügung stehe.
Die Idee, dass sich die „kleinen“ Einwohner für ihre Heimat einsetzen, kam in der Arbeitsgemeinschaft „Pfiffige Naturforscher“ am Gymnasium Francisceum auf. Lena Sachse, Lea und Leonie Arnold fragten Marie Henke, Mitarbeiterin im Umweltzentrum Ronney, ob sie an der Kiesgrube Müll sammeln könnten. Nach mehreren Gesprächen konnte die Aktion endlich stattfinden. Fünf Kuhberger Kinder und der Lindauer Hannes Plate sammelten fleißig Müll und waren entsetzt darüber, was die Menschen alles in der Natur zurücklassen. Dennis Puls, Mitglied im Ortschaftsrat, unterstützte die Aktion und half beim Sammeln. Als Dank spendierte die Ortsbürgermeisterin Pizza und Getränke. „Ich finde es großartig, dass unsere Jüngsten sich für unsere Natur einsetzen und so fleißig gesammelt haben. Allerdings finde ich es traurig, dass Kinder den Müll von Erwachsenen beseitigen müssen“.
Frau Jacobsen versucht bereits seit Monaten etwas gegen die Situation zu unternehmen. Durch spontane Kontrollen und Gespräche konnte man jetzt allerdings einige Personen ausfindig machen, die an der Kiesgrube Quad fahren und anderen Personen fälschlicherweise Genehmigungen erteilen. „Was der Eigentümer damit nun macht, ist ihm überlassen. Es ist allerdings unser Anliegen, dass die Quadsausen bald ein Ende haben.“, so Birgit Jacobsen. Es gäbe genügend Quad- und Motocrossstrecken in der Gegend, die befahren werden könnten. Besonders erstaunt waren die Naturschützer darüber, dass unter den Fahrern ein Imker war. „Auch wenn Honigbienen als Nutztiere angesehen werden, trägt auch ein Imker eine besondere Verantwortung für den Artenschutz.“, so Henke.
Wer genaueres über die Zusammenhänge zwischen Artenschutz und Bienen erfahren möchte, ist im Umweltzentrum Ronney ein gern gesehener Gast.
Bei der Aktion handelte es sich um eine ehrenamtliche Veranstaltung aller Betroffenen.
Ein Beitrag von: Marie Henke