Oktober – Die Heimatschule Strinum

 

In diesem Monat zeigt unser Kalenderblatt die Straßenansicht des Strinumer Schulgebäudes, welches 1905 erbaut wurde und in seiner Funktion das alte Schulgebäude, das sich rechts neben dem abgebildeten Gebäude befand, ablöste.

Von 1905 bis 1970 wurden hier viele Generationen Zernitzer und Strinumer Schüler unterrichtet. Kinder aus dem Ortsteil Kuhberge besuchten von je her die Schule in Lindau.

In den 1940er Jahren unterrichtete der Schulleiter Herr Edner die Mädchen und Jungen unserer Ortschaften. Der einzige Unterrichtsraum, in dem die Kinder damals bis zur 8. Klasse unterrichtet wurden, befand sich auf der Hofseite des Gebäudes und bot (nach meiner Erinnerung) ca. 30 Schülern Platz in fest installierten Holzbankreihen.

Anfang der 1950er Jahre war es Lehrer Helmecke, der für den Unterricht in unserer Gemeinde sorgte. Die Schule hieß inzwischen „Heimatschule Strinum“ und seit dieser Zeit wurden „nur noch“ die Klassen 1 bis 3 gleichzeitig von einem Lehrer im Mehrstufenunterricht betreut. Ab Klasse 4 bis 10 gingen nun auch die Strinumer und Zernitzer Kinder in Lindau zur Schule.

In den kleinen Ortschaften war es üblich, dass der Lehrer mit seiner Familie gleich im Schulgebäude wohnte. So kam 1955 der Schulleiter Heinz Schmidt mit seiner jungen Familie nach Strinum. Er führte die Schule bis zu ihrer Schließung 1970.

Unser Kalenderbild, kleines Foto rechts in der Mitte, zeigt den letzten Strinumer Lehrer, Heinz Schmidt, mit seiner  grade eingeschulten 1. Klasse im Jahr 1968. Auf dem Foto rechts unten präsentieren die Kinder des Einschulungsjahrganges 1963 ihre große Schultüte vor der Schuleingangstür, die sich auf der rechten Seite des Gebäudes befand. Der Wohnungseingang der Lehrerfamilie führte separat auf der linken Giebelseite in das Gebäude. Klassenraum, Lehrerzimmer und Wohnung waren durch einen kleinen Flur verbunden. Lehrer Schmidt unterrichtete in den ersten Jahren auch seine eigenen Kinder. Er achtete sehr darauf, dass seine Kinder, wie wir alle, die Schuleingangstür auf der rechten  Gebäudeseite benutzten.

Nach der Schulschließung verließ Familie Schmidt Strinum und man suchte nach einem alternativen Verwendungszweck für das Schulgebäude. Ein Haus für Kinder sollte diese alte Schule bleiben, darin war man sich einig. Zur gleichen Zeit wurden dringend Räumlichkeiten für die Betreuung der Krippenkinder benötigt und so beschloss der damalige Gemeinderat die Nutzung des Schulgebäudes als Kindereinrichtung. Nach entsprechenden Umbauarbeiten richtete die Gemeinde 1971 in der ehemaligen Lehrerwohnung die Kinderkrippe mit 10 bis 12 Betreuungsplätzen ein. Da viele junge Muttis in der Landwirtschaft arbeiteten und meisten in den Wintermonaten zu Hause waren, führte man die Kinderkrippe in den ersten Jahren als Saisonkrippe von März bis November.

Im Frühjahr 1973 erlebte das alte Klassenzimmer ein kleines Come-back. Wegen einer Schweineseuche stand die komplette Gemeinde mit ihren drei Ortsteilen unter Quarantäne. Das bedeutete: Niemand durfte den Sperrbereich weder betreten noch verlassen. Das freute natürlich die Kinder, denn das würde zusätzliche Ferien bedeuten. Dem war nicht so. Man richtete kurzerhand den alten Klassenraum wieder her. Der damals junge Lehrer Volker Schub aus Lindau und der Buhlendorfer Lehrer Heinz Wessel wurden nach Strinum delegiert, wohlwissend, dass es für unbestimmte Zeit sein konnte. Drei Wochen lang dauerte die Isolierung unserer Ortschaften, doch der Schulbetrieb nur ganze drei Tage. Die Organisation des Unterrichts und die Unterbringung sowie Versorgung der Lehrer bedurfte nun mal einige Zeit, erinnert sich Volker Schub.  An den drei Tagen unterrichtete Herr Schub vormittags die Schüler der Oberstufe und Herr Wessel nachmittags die Schüler der Unterstufe. Somit waren die Lehrer Volker Schub und Heinz Wessel wirklich die beiden letzten amtierenden Lehrer in unserer Heimatschule Strinum.

Das einzige Relikt aus unserer Schule, an dass sich wohl alle Generationen erinnern können, ist ein uralter zweitüriger Schrank mit Innschrift, der heute seinen Platz im Bürgerhaus in Zernitz gefunden hat.

Unser ehemaliger Klassenraum, inzwischen endgültig außer Betrieb genommen, diente in den 1980er Jahren der Gemeinde als Versammlungsraum und wurde für kurze Zeit sogar als Jugendclub genutzt. Das Dachgeschoss wurde zur Wohnung ausgebaut, in die 1983 die damalige Leiterin der Kinderkrippe Heike Müller mit ihrer Familie einzog.

Die Fotos links auf unserem Kalenderblatt zeigen Kinder, die in unseren Dörfern aufgewachsen sind und zum Teil noch heute hier wohnen. Rechts oben strahlen Kinder der Geburtsjahrgänge 1977 und 1978, die alle samt die Kinderkrippe in Strinum besuchten und hier auf dem Foto ihr selbst gebasteltes Osterkörbchen vor dem Kindergarten in Zernitz präsentieren.

Zwei Gebäude und Grundstücke als Kindereinrichtung zu bewirtschaften, von denen ein Gebäude zur Hälfte ungenutzt war, war für unseren Gemeinerat damals nicht sinnvoll. Daher war es nur naheliegend, das Schulgebäude mit all seinen Räumlichkeiten als kombinierte Kindereinrichtung zu nutzen. So zogen 1994 die Kindergartenkinder aus Zernitz mit ihrer Betreuerin Inge Metzler nach Strinum um.

Unsere Kita hielt durchschnittlich 20 bis 25 Kindergartenplätze und 10 bis 12 Betreuungsplätze für Kinder im Krippenalter bereit. Im Gebäude waren freundliche Gruppen- und Schlafräume, kindgerechte Sanitärräume und eine eigene Küche eingerichtet. Das große Gartengelände mit Spielplatz bot unseren Kindern viel Freiraum für eine behütete Vorschulzeit. Wenn die Kapazitäten es erlaubten, nutzten auch Eltern aus umliegenden Orten gern das Betreuungsangebot unserer Kindereinrichtung.

 

DOCH DANN KAM AUCH FÜR UNSERE KITA DAS AUS!

Mit der Schließung der Kindereinrichtung im Jahr 2002 endete die Ära der Heimatschule Strinum endgültig! 2004 erwarb Familie Sillekens, die bereits seit 1995 die Wohnung im Dachgeschoss bewohnte, das Grundstück.

Maarten sagt heute: „Wir teilen es zeitweise gerne mit Freunden und Familie.“

 

Herzlichen Dank an alle, die meine Erinnerungen an unsere Schulzeit ergänzten und mich mit ihrem Wissen unterstützten. Hat jemand noch andere Erinnerungen an unsere Heimatschule oder möchte mich jemand korrigieren, der schreibe das bitte gerne dem Nuthe-Blättchen.

Christine Käsdorf

 

 

 

 

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  1. Was für aufregende Zeiten diese alten Mauern schon erlebten…
    Ein toller Beitrag, der nicht in Vergessenheit geraten sollte.
    Denn ich durfte selbst als „Dreikäsehoch“ die Kinderkrippe in Strinum besuchen.
    Und wenn auch meine Erinnerungen an diese Zeit stark verblasst sind, so weiß ich doch,
    dass ich dort in Strinum gut aufgehoben war.

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